Starke Frauen

Es gibt so viele mutige und starke Frauen deren Geschichte nie erzählt wird. Andere hingegen stehen für kurze Zeit im Rampenlicht, bevor sie wieder in Vergessenheit geraten.

Ich finde das sehr schade, denn gerade jetzt brauchen wir starke Vorbilder, die sich Machtmissbrauch entgegenstellen und für Frauenrechte kämpfen. Der Preis dafür ist oft sehr hoch und auch deshalb sollten sie gewürdigt werden.

Gleichzeitig gibt es viele namenlose Frauen und Kinder, die wehrlos unter männlicher Willkür und Gewalt zu leiden haben. Oder schlichtweg die Versorgung der Familie aufrechterhalten, weil sie nicht einfach weglaufen können.

Stellvertretend für all diese unterschiedlichen Lebenswelten habe ich drei Frauen ausgewählt, deren Gesichter ich gemalt habe und somit auch zeigen möchte. Ich denke das wird ein längerfristiges Projekt, der Anfang ist getan und ich möchte es gerne fortsetzen. Eure Anregungen sind willkommen.

Gisèle Pelicot

„Die Scham hat die Seite gewechselt“

Gisèle Pelicot nach der Urteilsverkündung im Prozess gegen ihren Exmann. Acrylbild
Gisèle Pelicot, 2024, Acryl a. L., 60*50 cm © Gabriele Riedel

Seit dem Prozess (2024) gegen ihren Ex-Mann und Vergewaltiger ist die 71-jährige Französin Gisèle Pelicot zur Ikone im Kampf gegen sexuelle Gewalt geworden.

Um aus der Opferrolle herauszutreten und den Tätern die Scham zuzuweisen, setzte sie bei Gericht in Avignon durch, dass der Prozess nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand und auch die Videoaufnahmen der Taten im Beweisverfahren gezeigt wurden.

Eine mutige Frau, der mein ganzer Respekt vor ihrem Mut, diesen Prozess öffentlich zu machen und sich all dem Grauen zu stellen, gilt.

Nahid Taghavi

Deutsch-iranische Frauenrechtlerin Nahid Taghavi 2025, Acryl a. L., 60*50 cm © Gabriele Riedel
Nahid Taghavi, 2025, Acryl a. L., 60*50 cm © Gabriele Riedel

eine deutsch-iranische Frauenrechtlerin, war im Oktober 2020 im Iran festgenommen worden.

Laut Amnesty International verbrachte sie anschließend mehrere Monate in Isolationshaft und wurde gefoltert. Ein Gericht verurteilte sie wegen angeblicher Beteiligung an einer „illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu zehn Jahren und acht Monaten Haft. Taghavi war eine von mehreren politischen Gefangenen im Iran mit deutscher Staatsbürgerschaft und wurde im Januar 2025 nach 1500 Tagen in Haft freigelassen.

Mariam Claren, die Tochter von Taghavi, setzte sich unermüdlich für die Freilassung ihrer Mutter ein.

[Quelle: https://www.hawar.help/de/]
HÁWAR.help e. V. ist eine Menschenrechtsorganisation, die nach dem Völkermord an den Jesiden gegründet wurde.

Bäuerin auf den Kapverden

Bäuerin auf den Kapverden, 2025, Acrylmalerei, 60*50 cm © Gabriele Riedel
Bäuerin auf den Kapverden, 2025, Acryl a. L., 60*50 cm © Gabriele Riedel

2017, San Antao, Kapverden. Ich bin dieser Frau nach stundenlanger Wanderung über steile Pfade, auf dem Gipfel eines Berges, begegnet. Sie lebte dort oben ganz alleine mit ihrem Hund und ihren Hühnern. Offensichtlich war sie über unsere Begegnung sehr erfreut, bot es ihr doch die Möglichkeit zu einem kurzen Plausch.

Sie ist ein Beispiel für viele Frauen auf dieser abgelegenen Insel, die mit harter körperlicher Arbeit für das Überleben ihrer Familie sorgen. Viele Männer sind fortgezogen, um ihr Glück und ihr Auskommen in der Ferne zu suchen.

Gesichter sind für mich Landschaften des Lebens. Intensive Erfahrungen, die Lebenseinstellung, kurz das gelebte Leben prägen sich in die Gesichtszüge ein. Es ist diese Ausdrucksstärke, die Lebendigkeit, die mich daran fasziniert.

Musiker*innen im Portrait

Acrylpainting inspired by the Photo of Janis Joplin At The Chelsea Hotel, NEW YORK - JUNE 1970: (Photo by David Gahr/Getty Images)

Die Grundlage meiner Portraits sind Fotografien oder Fundstücke aus dem Netz, die ich mit einer Reihe unterschiedlicher Stile und Themen kombiniere. Abhängig von meiner Stimmungslage wähle ich mein Motiv. Ich lasse mich auf diese Personen ein und setze mich auf ganz persönliche, detaillierte Weise mit ihnen auseinander.

Ich leg mir meine Lieblingsmusik auf und male los, male meine Idole. Erinnere mich an prägende Epochen und an ein längst vergangenes Lebensgefühl. Manchmal möchte ich einfach vergessen was um mich herum so passiert, schwelge in Farben und blende das Draußen, die Konflikte, die Grausamkeit einfach aus.

„Taylor Swift“ hat damit eher weniger zu tun, ist ja nicht so ganz mein Geschmack. Hier hat mich die Perfektion der Selbstinszenierung fasziniert, die so rein gar nichts mehr dem Zufall überlässt. Ein typisches Phänomen unserer Zeit und steht dann doch ziemlich im Gegensatz zu einer Amy Winehouse, sowohl optisch als auch musikalisch.

Taylor Swift, Portrait 50*60 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 © Gabriele RiedelAmy Whinehouse, Portrait 40*60 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 © Gabriele RiedelPrince, Portrait 60*80 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 © Gabriele RiedelJanis Joplin, Portrait 60*80 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 © Gabriele RiedelMan in the Moon, Portrait 60*80 cm, Acryl auf Leinwand, 2024 © Gabriele Riedel

Menschen zu malen ist eine Herausforderung. Es bedeutet im Idealfall deren Einzigartigkeit,  Schönheit und Verletzlichkeit, aber auch Grausamkeit, zu erfassen und künstlerisch darzustellen. Die Suche nach dem Wesentlichen eben.

 

Floating

Schwerelos im Wasser treiben lassen, von leise sich kräuselnden Wellen sanft umspielt, völlig dem Moment hingegeben – ist für mich eines der schönsten Sommergefühle.

Floating, 2023 Acryl a. L., 60*80 cm, copyright Gabriele Riedel Art
Floating, 2023 Acryl a. L., 60*80 cm

Und wenn sich der Sommer seinem Ende zuneigt,  nehme ich dieses Gefühl mit in die langen, grauen Tage. Ich sehe dann den blauen Himmel wieder über mir, erinnere mich an die wärmenden Sonnenstrahlen und das sanfte Wiegen der Wellen.

 

„I feel blue“ oder wie komme ich da wieder raus

Jahresrückblick / Jahresvorschau will mir so gar nicht gelingen. Die Zeiten sind ungewiss und die Außenwelt verändert sich in einem atemberaubenden Tempo. Persönliche Veränderungen entwickeln sich langsam aber stetig, Ideen verdichten sich, Überflüssiges bleibt zurück – Prozesse, die ich im Grunde wenig beeinflußen kann. Ich lasse mich nicht mehr drängen, unmöglich mit den äußeren Veränderungen noch Schritt zu halten – also nehme ich mir die Zeit die ich brauche – und entdecke die Langsamkeit.

Trotzdem trüben immer wieder dunkle Gedanken meine Stimmung und ich suche nach Inspirationen für kreative Projekte. Ich verkrieche mich, sichte alte Fotos und begebe mich auf Zeitreise. Beschäftige mich intensiv mit dem Älterwerden und verwebe die Jugendfotos meiner Familie zu einem Bildteppich. Ich male, bekritzle und überklebe sie, ohne nach einem tieferen Sinn zu suche.

Wer bin ich und woher komme ich?

Aber es fehlt mir die Leichtigkeit, ich möchte dem Zufall wieder mehr Raum in meinen künstlerischen Arbeiten geben und übe mich im Spielerischen.

Ich experimentiere und versuche absichtlos Bilder entstehen zu lassen. Im Spiel mit freien Assoziationen. Es fällt mir nicht leicht! Der Kopf sucht immer nach vertrauten Mustern und bewertet die Ergebnisse schnell als unbrauchbar, kitschig, abgegriffen – die Liste ist lang.

Ich muss mich selbst überlisten und probiere wieder mal alles Mögliche aus. Male auf dem Boden kniend, lasse Farbtöne ineinander laufen, verdichte und lasiere, schneide aus. Versenke mich meditativ und höre klassische Musik oder tanze wild zu lauten Tönen durch mein Atelier.

Gabriele Riedel, Wasser, Acryl auf Steinpapier
Gabriele Riedel, Wasser, Acryl auf Steinpapier

Einzig die Blautöne dominieren meine Palette und ich spüre, diese Farbe tut mir einfach gut. Ich schöpfe aus der Vielfalt des Zufälligen und entwickle die Bildideen Schritt für Schritt weiter.

 

Das kleine Format

In diesen turbulenten Zeiten erscheint mir der Hang zur Größe irgendwie unpassend. Verschwenderisch, laut, protzig – wo wir uns doch alle mit der Tatsache anfreunden müssen, dass wir uns beschränken müssen um zu überleben. Oder auch teilen müssen, damit der Rest der Welt ein menschenwürdiges Dasein führen kann.

Und so wende ich mich den kleinen Formaten zu, weil die großen Dinge in mir derzeit ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit erzeugen. Sind es nicht die kleinen Dinge im Alltag die uns berühren und uns eine Ahnung von der Unendlichkeit der Schöpfung geben?

Unendlichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Unendlichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

Kleine Formate erlauben mir meine Ideen spontaner umzusetzen.

Te a la menthe, 2022, Acryl a. L., 40*40 cm © Gabriele Riedel
Te a la menthe, 2022, Acryl a. L., 40*40 cm

Bildideen die ich schon lange in mir trage, finden so schneller Ihren Weg auf die Leinwand. Flüchtige Momente, Lichtspiele in der Nacht, Sehnsucht nach Reisen an magische Orte …

Le Bleu du Marrakesh, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Le Bleu du Marrakesh, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

… oder die Erinnerung an farbenfrohe, marokkanische Schuh-Kunstwerke

Babouches, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Babouches, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

 

 

 

Vanitas oder die Vergänglichkeit

Im November gedenken wir unseren Ahnen, erinnern uns an die Endlichkeit, an den Tod, nachdem wir dieses Thema den Rest des Jahres mehr oder weniger erfolgreich verdrängen.

Vanitas oder die Vergänglichkeit
Vanitas oder die Vergänglichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

Europa wurde in den vergangenen Jahrhunderten von Religionskriegen, kriegerischen Invasionen, der Pest, bitterer Armut und gnadenloser Unterdrückung heimgesucht. Somit war die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Vergeblichkeit daran festhalten zu können, ein allgegenwärtiges Thema – insbesondere vom Mittelalter bis zum Barock.

In den vergangenen drei Jahren ist das Thema Pandemie, Krieg und seine Folgen gänzlich unerwartet wieder in unser aller Bewusstsein gerückt. Nachdem wir uns doch so viele Sicherheiten geschaffen und uns im Glauben gewiegt haben, das würde auch weiterhin so bleiben. Auch wenn viele Anzeichen schon länger dagegen sprechen …

Wie lässt sich Vergänglichkeit bildlich darstellen?

Auf der Suche nach Darstellungen dieses Themas in der Malerei bin ich bei den Vanitas Darstellungen fündig geworden. (Vanitas ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen). Insbesondere die niederländischen Stillebendarstellungen des 17. Jahrhunderts faszinieren mich, wegen der detaillierten Malweise, den symbolträchtigen Bildelementen und deren Kompositionen.

Ich kopiere die großen Meister dieses Genres (Jan Davidsz. de Heem, Harmen Steenwijck), um von ihnen zu lernen. Ich suche mir einzelne Bildelemente, komponiere sie neu und verfremde sie.

Meine malerischen Versuche können den Originalen nicht das Wasser reichen, denn für die präzise Führung des Einhaarpinsels in mehreren Schichten fehlte mir dann doch die Geduld.

 

Kinder im Krieg

Der Irrsinn des Krieges in der Ukraine nimmt kein Ende, Atomkraftwerke werden bombadiert, Russland droht mit atomaren Waffen und von Friedensverhandlungen kann keine Rede sein.

Wahrheit oder Fälschung?

Kriegskinder / 2022 / Acryl a. L. / 70*100
Kriegskinder / 2022 / Acryl a. L. / 70*100

Beim Surfen im Netz bin ich auf einer ukrainischen Instagramseite auf diese beiden Kinder im Angesicht der heranrückenden Armee gestoßen.  Inzwischen ist das Original nicht mehr auffindbar. Was auch irgendwie gleichgültig ist, da das Foto schon bei genauerer Betrachtung eine Fotomontage war. Ein salutierender Junge mit Spielzeuggewehr.

Welche Absicht hatte der Autor dieses Postings im Netz? Glorifizierung des Patriotismus oder kritische Distanz? Die Intention bleibt im Dunkeln. Aus meiner Sicht wird mit jedem Krieg eine Endlosspirale aus Haß und Gewalt aufs Neue befeuert.

Kinder transportieren Emotionen und werden bevorzugt in der medialen Bildsprache eingesetzt. Einerseits wird dadurch unser Mitgefühl verstärkt angesprochen, weil sie die Schwächsten unserer Gesellschaft sind. Andererseits bietet es sich geradezu an, die mediale Bildsprache zu hinterfragen, diese im Malprozess weiter zu verfremden und somit eine neue Perspektive einfließen zu lassen.

Hommage an den Sommer

Dieses Bild ist eine Hommage an den Sommer und paradiesische Momente.

Badende, 2022, Acryl a. L., 150*100 cm
Badende, 2022, Acryl a. L., 150*100 cm

Es gibt da so einen geheimen Ort an einem Fluß in einem südlichen Tal. Hier treffe ich mich im Sommer mit meinen Freunden und wir feiern das Leben auf eine ganz einfache und unkomplizierte Art. Wir kennen uns schon sehr lange,  respektieren uns, streiten trotzdem, schätzen uns in unseren Eigenheiten und verbringen unvergessliche Wochen miteinander – wie eine große Familie.

Zusammenleben könnte so einfach sein!

Abschied

Jetzt sind in kürzester Zeit gleich drei Menschen die ich geschätzt und sehr gerne gehabt habe, gestorben. Wir haben uns zeitweise aus den Augen verloren, aber die Endgültigkeit des Todes trifft mich doch sehr.

Irgendwie sind sie für mich noch nicht ganz weg, aber wo sind sie hingegangen? Das übliche Trauern und Abschiednehmen fällt mir schwer. Ich male einfach und setze mich weiterhin mit dem Thema Berge und Landschaft auseinander. Und neue Farben erobern den Platz auf meiner Palette.

Manchmal muss es einfach Pink sein und ich beschließe das Bild Abschied zu nennen.

Abschied, Acryl a. L. , 2022, 120*80 cm
Abschied, Acryl a. L. , 2022, 120*80 cm

 

 

Pandemie

2020-2021

Die Pandemie und die damit verbundenen persönlichen und weltweiten Einschränkungen haben mich zunächst in eine Art ungläubiges Staunen und in der Folge in eine lähmende Ohnmacht versetzt.

Blick durchs Fenster / 2021 / 70*50 cm / Acryl a. L. © Gabriele Riedel
Blick durchs Fenster / 2021 / 70*50 cm / Acryl a. L.

Die Isolation ist für Kinder vollkommen unbegreifbar. Wie können wir erklären dass menschliche Nähe plötzlich Gefahr bedeutet?

Zugleich stellte ich mir viele  Fragen, u.a. was macht Mensch-Sein eigentlich aus, wonach sehnen wir uns? Und so kristallisierten sich teilweise sehr persönliche Motive heraus.

Santa Familia 2020, Acryl, 70*100, Copyright Gabriele Riedel
Santa Familia / 2020 / 70*100 cm / Acryl a. L.

Umarmungen sich gegenseitig spüren, seiner Intuition vertrauen dürfen, menschliche Nähe wird zu einer unerreichbaren Realität.

Freundschaft / 2021 / 70*70 cm / Acryl a. L. © Gabriele Riedel
Freundschaft / 2021 / 70*70 cm / Acryl a. L.