Floating

Schwerelos im Wasser treiben lassen, von leise sich kräuselnden Wellen sanft umspielt, völlig dem Moment hingegeben – ist für mich eines der schönsten Sommergefühle.

Floating, 2023 Acryl a. L., 60*80 cm, copyright Gabriele Riedel Art
Floating, 2023 Acryl a. L., 60*80 cm

Und wenn sich der Sommer seinem Ende zuneigt,  nehme ich dieses Gefühl mit in die langen, grauen Tage. Ich sehe dann den blauen Himmel wieder über mir, erinnere mich an die wärmenden Sonnenstrahlen und das sanfte Wiegen der Wellen.

 

„I feel blue“ oder wie komme ich da wieder raus

Jahresrückblick / Jahresvorschau will mir so gar nicht gelingen. Die Zeiten sind ungewiss und die Außenwelt verändert sich in einem atemberaubenden Tempo. Persönliche Veränderungen entwickeln sich langsam aber stetig, Ideen verdichten sich, Überflüssiges bleibt zurück – Prozesse, die ich im Grunde wenig beeinflußen kann. Ich lasse mich nicht mehr drängen, unmöglich mit den äußeren Veränderungen noch Schritt zu halten – also nehme ich mir die Zeit die ich brauche – und entdecke die Langsamkeit.

Trotzdem trüben immer wieder dunkle Gedanken meine Stimmung und ich suche nach Inspirationen für kreative Projekte. Ich verkrieche mich, sichte alte Fotos und begebe mich auf Zeitreise. Beschäftige mich intensiv mit dem Älterwerden und verwebe die Jugendfotos meiner Familie zu einem Bildteppich. Ich male, bekritzle und überklebe sie, ohne nach einem tieferen Sinn zu suche.

Wer bin ich und woher komme ich?

Aber es fehlt mir die Leichtigkeit, ich möchte dem Zufall wieder mehr Raum in meinen künstlerischen Arbeiten geben und übe mich im Spielerischen.

Ich experimentiere und versuche absichtlos Bilder entstehen zu lassen. Im Spiel mit freien Assoziationen. Es fällt mir nicht leicht! Der Kopf sucht immer nach vertrauten Mustern und bewertet die Ergebnisse schnell als unbrauchbar, kitschig, abgegriffen – die Liste ist lang.

Ich muss mich selbst überlisten und probiere wieder mal alles Mögliche aus. Male auf dem Boden kniend, lasse Farbtöne ineinander laufen, verdichte und lasiere, schneide aus. Versenke mich meditativ und höre klassische Musik oder tanze wild zu lauten Tönen durch mein Atelier.

Gabriele Riedel, Wasser, Acryl auf Steinpapier
Gabriele Riedel, Wasser, Acryl auf Steinpapier

Einzig die Blautöne dominieren meine Palette und ich spüre, diese Farbe tut mir einfach gut. Ich schöpfe aus der Vielfalt des Zufälligen und entwickle die Bildideen Schritt für Schritt weiter.

 

Das kleine Format

In diesen turbulenten Zeiten erscheint mir der Hang zur Größe irgendwie unpassend. Verschwenderisch, laut, protzig – wo wir uns doch alle mit der Tatsache anfreunden müssen, dass wir uns beschränken müssen um zu überleben. Oder auch teilen müssen, damit der Rest der Welt ein menschenwürdiges Dasein führen kann.

Und so wende ich mich den kleinen Formaten zu, weil die großen Dinge in mir derzeit ein Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit erzeugen. Sind es nicht die kleinen Dinge im Alltag die uns berühren und uns eine Ahnung von der Unendlichkeit der Schöpfung geben?

Unendlichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Unendlichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

Kleine Formate erlauben mir meine Ideen spontaner umzusetzen.

Te a la menthe, 2022, Acryl a. L., 40*40 cm © Gabriele Riedel
Te a la menthe, 2022, Acryl a. L., 40*40 cm

Bildideen die ich schon lange in mir trage, finden so schneller Ihren Weg auf die Leinwand. Flüchtige Momente, Lichtspiele in der Nacht, Sehnsucht nach Reisen an magische Orte …

Le Bleu du Marrakesh, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Le Bleu du Marrakesh, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

… oder die Erinnerung an farbenfrohe, marokkanische Schuh-Kunstwerke

Babouches, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm © Gabriele Riedel
Babouches, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

 

 

 

Vanitas oder die Vergänglichkeit

Im November gedenken wir unseren Ahnen, erinnern uns an die Endlichkeit, an den Tod, nachdem wir dieses Thema den Rest des Jahres mehr oder weniger erfolgreich verdrängen.

Vanitas oder die Vergänglichkeit
Vanitas oder die Vergänglichkeit, 2022, Acryl a. L., 30*30 cm

Europa wurde in den vergangenen Jahrhunderten von Religionskriegen, kriegerischen Invasionen, der Pest, bitterer Armut und gnadenloser Unterdrückung heimgesucht. Somit war die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Vergeblichkeit daran festhalten zu können, ein allgegenwärtiges Thema – insbesondere vom Mittelalter bis zum Barock.

In den vergangenen drei Jahren ist das Thema Pandemie, Krieg und seine Folgen gänzlich unerwartet wieder in unser aller Bewusstsein gerückt. Nachdem wir uns doch so viele Sicherheiten geschaffen und uns im Glauben gewiegt haben, das würde auch weiterhin so bleiben. Auch wenn viele Anzeichen schon länger dagegen sprechen …

Wie lässt sich Vergänglichkeit bildlich darstellen?

Auf der Suche nach Darstellungen dieses Themas in der Malerei bin ich bei den Vanitas Darstellungen fündig geworden. (Vanitas ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen). Insbesondere die niederländischen Stillebendarstellungen des 17. Jahrhunderts faszinieren mich, wegen der detaillierten Malweise, den symbolträchtigen Bildelementen und deren Kompositionen.

Ich kopiere die großen Meister dieses Genres (Jan Davidsz. de Heem, Harmen Steenwijck), um von ihnen zu lernen. Ich suche mir einzelne Bildelemente, komponiere sie neu und verfremde sie.

Meine malerischen Versuche können den Originalen nicht das Wasser reichen, denn für die präzise Führung des Einhaarpinsels in mehreren Schichten fehlte mir dann doch die Geduld.

 

Kinder im Krieg

Der Irrsinn des Krieges in der Ukraine nimmt kein Ende, Atomkraftwerke werden bombadiert, Russland droht mit atomaren Waffen und von Friedensverhandlungen kann keine Rede sein.

Wahrheit oder Fälschung?

Kriegskinder / 2022 / Acryl a. L. / 70*100
Kriegskinder / 2022 / Acryl a. L. / 70*100

Beim Surfen im Netz bin ich auf einer ukrainischen Instagramseite auf diese beiden Kinder im Angesicht der heranrückenden Armee gestoßen.  Inzwischen ist das Original nicht mehr auffindbar. Was auch irgendwie gleichgültig ist, da das Foto schon bei genauerer Betrachtung eine Fotomontage war. Ein salutierender Junge mit Spielzeuggewehr.

Welche Absicht hatte der Autor dieses Postings im Netz? Glorifizierung des Patriotismus oder kritische Distanz? Die Intention bleibt im Dunkeln. Aus meiner Sicht wird mit jedem Krieg eine Endlosspirale aus Haß und Gewalt aufs Neue befeuert.

Kinder transportieren Emotionen und werden bevorzugt in der medialen Bildsprache eingesetzt. Einerseits wird dadurch unser Mitgefühl verstärkt angesprochen, weil sie die Schwächsten unserer Gesellschaft sind. Andererseits bietet es sich geradezu an, die mediale Bildsprache zu hinterfragen, diese im Malprozess weiter zu verfremden und somit eine neue Perspektive einfließen zu lassen.

Hommage an den Sommer

Dieses Bild ist eine Hommage an den Sommer und paradiesische Momente.

Badende, 2022, Acryl a. L., 150*100 cm
Badende, 2022, Acryl a. L., 150*100 cm

Es gibt da so einen geheimen Ort an einem Fluß in einem südlichen Tal. Hier treffe ich mich im Sommer mit meinen Freunden und wir feiern das Leben auf eine ganz einfache und unkomplizierte Art. Wir kennen uns schon sehr lange,  respektieren uns, streiten trotzdem, schätzen uns in unseren Eigenheiten und verbringen unvergessliche Wochen miteinander – wie eine große Familie.

Zusammenleben könnte so einfach sein!

Abschied

Jetzt sind in kürzester Zeit gleich drei Menschen die ich geschätzt und sehr gerne gehabt habe, gestorben. Wir haben uns zeitweise aus den Augen verloren, aber die Endgültigkeit des Todes trifft mich doch sehr.

Irgendwie sind sie für mich noch nicht ganz weg, aber wo sind sie hingegangen? Das übliche Trauern und Abschiednehmen fällt mir schwer. Ich male einfach und setze mich weiterhin mit dem Thema Berge und Landschaft auseinander. Und neue Farben erobern den Platz auf meiner Palette.

Manchmal muss es einfach Pink sein und ich beschließe das Bild Abschied zu nennen.

Abschied, Acryl a. L. , 2022, 120*80 cm
Abschied, Acryl a. L. , 2022, 120*80 cm

 

 

Pandemie

2020-2021

Die Pandemie und die damit verbundenen persönlichen und weltweiten Einschränkungen haben mich zunächst in eine Art ungläubiges Staunen und in der Folge in eine lähmende Ohnmacht versetzt.

Blick durchs Fenster / 2021 / 70*50 cm / Acryl a. L. © Gabriele Riedel
Blick durchs Fenster / 2021 / 70*50 cm / Acryl a. L.

Die Isolation ist für Kinder vollkommen unbegreifbar. Wie können wir erklären dass menschliche Nähe plötzlich Gefahr bedeutet?

Zugleich stellte ich mir viele  Fragen, u.a. was macht Mensch-Sein eigentlich aus, wonach sehnen wir uns? Und so kristallisierten sich teilweise sehr persönliche Motive heraus.

Santa Familia 2020, Acryl, 70*100, Copyright Gabriele Riedel
Santa Familia / 2020 / 70*100 cm / Acryl a. L.

Umarmungen sich gegenseitig spüren, seiner Intuition vertrauen dürfen, menschliche Nähe wird zu einer unerreichbaren Realität.

Freundschaft / 2021 / 70*70 cm / Acryl a. L. © Gabriele Riedel
Freundschaft / 2021 / 70*70 cm / Acryl a. L.

 

Momente / moments / momentos

Die Poesie des Augenblicks oder Magische Momente.

Die Blaue Stunde über Marrakesh, Schwalben die sich für ihren Flug in den Süden versammeln, ein Kind hinter einem Fenster  …

Te a la menthe, 2022, Acryl a. L., 40*40 cm © Gabriele Riedel
Té a la menthe, , 2022, Acryl a. L., 40*40 cm

Was spricht uns an und warum? Der persönliche Eindruck ist geprägt von unserer Erfahrung, unseren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten.  Besonders in den Zeiten der Pandemie habe ich mich gefragt, was fehlt uns am meisten? Was macht das Mensch-Sein eigentlich aus? Freundschaft, Famile, Berührungen und vieles mehr.

Santa Familia 2020, Acryl, 70*100 cm, Copyright Gabriele Riedel
Santa Familia 2020, Acryl, 70*100 cm

Ich habe Sehnsucht nach der Ferne, dem Reisen verbunden mit neuen Begegnungen und Perspektiven.

Blaue Stunde
Blaue Stunde, 2019, Acryl auf Leinwand, 50*70 cm © Gabriele Riedel