Caldera de Taburiente im Frühling

Blick aus der Caldera de Taburiente, La Palma Foto: Copyright Gabriele Riedel Art 2025, https://gabriele-riedel-art.de

Ich bin auf La Palma, im Nationalpark Caldera de Taburiente. Die vulkanische Kraterlandschaft ist schroff und wild und einsam. Sonne, Wind und Wasser, haben hier über Jahrmillionen bizarre Gesteinsformen und tiefe Schluchten geschaffen. Der höchste Punkt ist der Roque de los Muchachos mit 2.426 Metern.

Caldera de Taburiente, La Palma, Blick vom Roque de los Muchachos, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Caldera de Taburiente, La Palma, Blick vom Roque de los Muchachos
Caldera de Taburiente, La Palma, Roque de los Muchachos, cuervosFoto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Der übliche Alltagslärm ist vergessen, nur das Rauschen des Windes und das Gekrächze der Raben ist zu hören.
Caldera de Taburiente, La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
An den steilen Hänge wachsen knorrige kanarischen Kiefern, deren Stämme sogar Waldbrände überstehen und die mit jedem Windstoß einen harziger Duft verströmen.

Wenn mir der Winter zu lang wird

zieht es mich in die Sonne und die Wärme, aber möglichst naturnah und idealerweise unter Freunde. Einfach am Strand rumhängen ist nicht so mein Ding, ich meide Länder mit brutaler Polizeigewalt und all die schönen Plätze in der Ferne sind längst nicht mehr so einsam wie vor 20 Jahren …

Und so fällt meine Wahl wieder auf die kanarischen Inseln, ozeanische und vulkanische Urgewalten wirken hier nicht nur auf die Landschaft, sondern auch auf die Menschen ein. Und das erzeugt so eine gewisse Demut und Bescheidenheit, nichtzuletzt auch bedingt durch den Vulkanausbruch 2021.

Ich bin auf einer Avocado Finca gelandet

unter Freunden, weit ab vom nächsten Dorf, am Hang des alten Kraters. Die Lage ist idyllisch, die Arbeit ist beschwerlich. Ständig geht es auf und ab, denn der biologische Anbau der Früchte und Avocados geschieht auf mehreren Terrassen.

Leider hat es mit der Wärme dieses Jahr dann doch nicht so ganz geklappt. Es regnet viel und es ist auch ziemlich kühl im Schatten der Passatwinde. Meine Freunde schauen mit Sorge auf ihre Avocadobäume, die gerade in Blüte stehen und deren dichte, zarte Blütenstände vom Regen weggewaschen werden.

Avocadoblüten La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Avocadoblüten

Zudem macht eine Laus den Bäumen zu schaffen und das alles mindert den Ertrag und stellt am Ende dann auch die Existenz als Produzent*in in Frage.

Seltene Pflanzen, Eindringlinge und kleine Plagegeister

Bei meinen ausgiebigen Wanderungen im Talkessel konnte ich noch einige weitere Entdeckungen machen. Die Kaktusfeige, für mich ein seit Jahrzehnten gewohnter Anblick auf dieser Insel, stirbt aus. Es entstehen regelrechte Skulpturenparks aus deren Pflanzenskeletten. Schuld trägt eine entfernte Verwandte der Cochinillalaus, eine mexikanische Emigrantin.

La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Cochinillalaus in Aktion
La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Was am Ende bleibt
La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
ist ein Skelett aus Fasern

 

 

 

 

Und wie wunderbar grün die Landschaft dieses Jahr ist, das habe ich auch noch nie so erlebt. Meine Freunde sagen dieses grüne Gras, gehört gar nicht auf die Insel, breitet sich aber immer mehr aus. Welche Auswirkungen das langfristig auf die einheimischen Pflanzen und die Tierwelt hat, kann mir niemand sagen. Aber bekanntlich gibt es auch kleine Veränderungen mit großen Wirkungen.

Afrikanisches Pfeifengras, La Palma, Foto: Copyright Gabriele Riedel Art, https://gabriele-riedel-art.de
Afrikanisches Pfeifengras breitet sich überall aus

Nichtsdestrotz es blüht, es summt, die Farben und Formenpalette ist üppig, Ginster, Jasmin und Orangenblüten, verströmen einen betörenden Duft. Und so manche Pflanze lässt mein Botanikerherz höher schlagen.

Zu Fuss unterwegs

Zugegeben, ich hatte kein Auto und zur nächsten Bushaltestelle hätte ich 1,5 Stunden bergauf und bergab laufen müssen. Da überlege ich mir genau wohin und warum ich gehe. Zudem war die Schlucht bedingt durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage für Autos unpassierbar geworden, es blieb nur die Alternative barfuss durchs Wasser.  Aber wenn ich schon auf einer Insel bin, dann muss ich auch ans Meer …

Unvergesslich dann dieser abenteuerliche Ausflug durch und am Flussbett entlang, in Richtung Atlantik, Domingo en la playa de Tazacorte.

Welch ein Glück ist es doch gute, alte Freunde zu haben und besuchen zu können. Danke die Zeit mit euch war lebendig, inspirierend und auch ziemlich lustig.

 

Perspektivwechsel

Canarias, Tenerife, Orotava Foto: Gabriele Riedel Art

Bedeutet für mich meine gewohnten Wege zu verlassen, ich lasse mich ein auf das Unbekannte und schaffe neue Frei-Räume in meinem Kopf. Und mache mich frei von der täglichen Informationsflut und der allgegenwärtigen Angst. Ich beschließe dem Frühling engegen zu reisen.

Teno Gebirge, Tenerife, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel
Teno Gebirge, Teneriffa

Endlich wieder den Blick auf die Weite des Ozeans richten und Sonne und Kraft tanken. Ich fühle mich ganz klein in Anbetracht des schlafenden Vulkans und der Wanderung auf einsamen, alten Pfaden hoch oben in den zerklüfteten Bergen. Welche Menschen sind diese verlassenen Wege wohl über die Jahrhunderte gegangen?

Kakteenhang im Teno Gebirge, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel

An steilen Hängen am Wegesrand wachsen Kakteen in Schräglage unter widrigsten Bedingungen und aus den Felspalten drängen sich seltsame Rosetten ans Licht.

Blühende Sukkulente, Tenerife, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel

An der nächsten Biegung dann ein unverhoffter Ausblick über die Wolken zur Nachbarinsel …

Teno Gebirge,Blick auf la Gomera, Tenerife, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel
Teno Gebirge Blick auf La Gomera, Teneriffa

Auf dem Weg in die Ebene wandle ich staunend durch einen uralten Zauberwald aus mannshohen Erikabäumen.

Erikawald, Tenerife, Teneriffa

Und entdecke die seltene, rote Glockenblume, die nur auf den Kanarischen Inseln wächst.

Canarina canariensis, Kanarische Glockenblume, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel

Im Botanischer Garten widerum begegne ich tropischen und subtropischen Schönheiten in einer unbeschreiblichen Farben- und Formenvielfalt.

Jardin Botanico, Botanischer Garten, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel
Botanischer Garten, Teneriffa

Strelitzie, Botanischer Garten, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel

Mimose, Botanischer Garten, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel

Fehlt noch der Ausblick auf den Atlantischen Ozean. Doch der Weg ans Ziel ist streckenweise etwas abenteuerlich.

Kakteen am Strand, tenerife, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel

Ich verliere mich in der Betrachtung der Wellen, lasse alle Gedanken los und bestaune die Schönheit der Felslandschaft, die sich seit Jahrmillionen dem wilden Wasser entgegenstellt.

Atlantico, Atlantik Puerto de la Cruz, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel
Puerto de la Cruz, Teneriffa,

Ich tauche ein in das Rollen der Brandung, suche keine Ablenkung mehr und bin mit allen Sinnen endlich am Meer.

Atlantico, Teneriffa, Tenerife Foto: Gabriele Riedel
El Atlantico

Ein letzter Blick auf das Wahrzeichen der Insel Teneriffa, El Teide, der schlafende Vulkan. Am Abend ist das Licht dort besonders magisch.

El Teide im Abendlicht, Tenerife, Teneriffa Foto: Gabriele Riedel
El Teide im Abendlicht, Teneriffa

Die kanarischen Inseln gehören zu meinen Sehnsuchtsorten, ich komme immer wieder gerne dorthin zurück. Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert, nicht unbedingt zum Guten. Trotzdem kann ich mich der Magie dieser Inseln nicht entziehen. Atemberaubende Landschaften, teilweise menschenleer und einzigartig.  Hier fühle ich mich den Urgewalten nah und habe Respekt vor der Natur, die mir so stark und unbesiegbar erscheint.

Und so gibt es im Monat März meine fotografischen Erinnerungen zu sehen, eine meiner vielen Inspirationsquellen.

Hasta Pronto Islas Canarias!