Ich bin auf La Palma, im Nationalpark Caldera de Taburiente. Die vulkanische Kraterlandschaft ist schroff und wild und einsam. Sonne, Wind und Wasser, haben hier über Jahrmillionen bizarre Gesteinsformen und tiefe Schluchten geschaffen. Der höchste Punkt ist der Roque de los Muchachos mit 2.426 Metern.



Wenn mir der Winter zu lang wird
zieht es mich in die Sonne und die Wärme, aber möglichst naturnah und idealerweise unter Freunde. Einfach am Strand rumhängen ist nicht so mein Ding, ich meide Länder mit brutaler Polizeigewalt und all die schönen Plätze in der Ferne sind längst nicht mehr so einsam wie vor 20 Jahren …
Und so fällt meine Wahl wieder auf die kanarischen Inseln, ozeanische und vulkanische Urgewalten wirken hier nicht nur auf die Landschaft, sondern auch auf die Menschen ein. Und das erzeugt so eine gewisse Demut und Bescheidenheit, nichtzuletzt auch bedingt durch den Vulkanausbruch 2021.
Ich bin auf einer Avocado Finca gelandet
unter Freunden, weit ab vom nächsten Dorf, am Hang des alten Kraters. Die Lage ist idyllisch, die Arbeit ist beschwerlich. Ständig geht es auf und ab, denn der biologische Anbau der Früchte und Avocados geschieht auf mehreren Terrassen.
Leider hat es mit der Wärme dieses Jahr dann doch nicht so ganz geklappt. Es regnet viel und es ist auch ziemlich kühl im Schatten der Passatwinde. Meine Freunde schauen mit Sorge auf ihre Avocadobäume, die gerade in Blüte stehen und deren dichte, zarte Blütenstände vom Regen weggewaschen werden.

Zudem macht eine Laus den Bäumen zu schaffen und das alles mindert den Ertrag und stellt am Ende dann auch die Existenz als Produzent*in in Frage.
Seltene Pflanzen, Eindringlinge und kleine Plagegeister
Bei meinen ausgiebigen Wanderungen im Talkessel konnte ich noch einige weitere Entdeckungen machen. Die Kaktusfeige, für mich ein seit Jahrzehnten gewohnter Anblick auf dieser Insel, stirbt aus. Es entstehen regelrechte Skulpturenparks aus deren Pflanzenskeletten. Schuld trägt eine entfernte Verwandte der Cochinillalaus, eine mexikanische Emigrantin.



Und wie wunderbar grün die Landschaft dieses Jahr ist, das habe ich auch noch nie so erlebt. Meine Freunde sagen dieses grüne Gras, gehört gar nicht auf die Insel, breitet sich aber immer mehr aus. Welche Auswirkungen das langfristig auf die einheimischen Pflanzen und die Tierwelt hat, kann mir niemand sagen. Aber bekanntlich gibt es auch kleine Veränderungen mit großen Wirkungen.

Nichtsdestrotz es blüht, es summt, die Farben und Formenpalette ist üppig, Ginster, Jasmin und Orangenblüten, verströmen einen betörenden Duft. Und so manche Pflanze lässt mein Botanikerherz höher schlagen.
Zu Fuss unterwegs
Zugegeben, ich hatte kein Auto und zur nächsten Bushaltestelle hätte ich 1,5 Stunden bergauf und bergab laufen müssen. Da überlege ich mir genau wohin und warum ich gehe. Zudem war die Schlucht bedingt durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage für Autos unpassierbar geworden, es blieb nur die Alternative barfuss durchs Wasser. Aber wenn ich schon auf einer Insel bin, dann muss ich auch ans Meer …
Unvergesslich dann dieser abenteuerliche Ausflug durch und am Flussbett entlang, in Richtung Atlantik, Domingo en la playa de Tazacorte.
Welch ein Glück ist es doch gute, alte Freunde zu haben und besuchen zu können. Danke die Zeit mit euch war lebendig, inspirierend und auch ziemlich lustig.